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Wie ein ausgeglichenes Nervensystem dich resilienter gegenüber Stress macht

Stress ist wenn dein Körper und deine Seele nicht mehr im Gleichgewicht sind. Im Prinzip ist dann unser autonomes Nervensystem gestresst. Doch was ist eigentlich das autonome Nervensystem?



Das autonome Nervensystem steuert viele unwillkürliche Prozesse in unserem Körper, wie Herzschlag, Verdauung und Atmung und wird in Sympathikus und Parasympathikus aufgeteilt. Der Sympathikus ist vor allem dafür bekannt, dass er den Fight or Flight bzw Kampf-oder Flucht-Reflex aktiviert, während der Parasympathikus für den Rest & Digest bzw Ruhe- und Entspannungsreflex bekannt ist. Das optimale Gleichgewicht dieser zwei Bestandsteile des autonomen Nervensystems ist essenziell für unsere generelle Gesundheit und die Fachliteratur zeigt zunehmend, dass ein übermäßig aktivierter Sympathikus bei vielen Krankheitszuständen eine Rolle spielt. Darauf werden wir nochmal detaillierter zurückkommen. Interessanterweise ist es bekannt, dass man durch regelmäßiges HIIT-Training das Gleichgewicht zwischen dem sympathischen und parasympathischen System optimieren können. Ein gut reguliertes autonomes Nervensystem ist entscheidend für unsere Fähigkeit, auf Stress zu reagieren und uns von körperlicher Belastung zu erholen. Es macht uns also insgesamt resilienter.


Doch was passiert, wenn Schmerzen vorhanden sind?



Schmerz ist ein Warnsignal des Körpers, das auftritt, um auf eine mögliche Verletzung oder Schädigung hinzuweisen. Er dient als Schutzmechanismus, indem er das Individuum dazu anregt, Maßnahmen zu ergreifen, um weiteren Schaden zu vermeiden oder zu minimieren. Dieses Signal ist eine komplexe Interaktion zwischen verschiedenen biologischen und neurologischen Prozessen, die darauf abzielen, das Bewusstsein und die Reaktionen auf potenzielle Bedrohungen für den Körper zu erhöhen.


Normalerweise signalisiert Schmerz dem Körper, dass etwas nicht stimmt – dass wir uns verletzt haben und uns ausruhen müssen, um zu heilen. Doch in manchen Fällen geht dieser Schmerz nicht weg, selbst wenn die Verletzung längst geheilt ist. Dies ist der Punkt, an dem sich akuter Schmerz in chronischen Schmerz verwandelt. 

Spielt sich das alles nur in unserem Kopf ab?



Chronischer Schmerz ist nicht einfach eine verlängerte Version von akutem Schmerz. Vielmehr sind hier tiefgreifende Veränderungen im Gehirn und Nervensystem am Werk. Das Schmerzsignal wird ständig an das Gehirn gesendet, auch wenn kein physischer Schaden mehr vorliegt. In der Medizin wird trotz des neusten Forschungsstandes immer noch von einem biophysischen Modell von Schmerzen ausgegangen, bzw einem biomedizinischen Modell. 


Das biomedizinische bzw. biomechanische Modell versteht Schmerz hauptsächlich als direkte Folge einer körperlichen Verletzung oder Erkrankung. Es konzentriert sich auf die physischen Aspekte des Schmerzes und dessen biologische Ursachen. Die Behandlung zielt darauf ab, die körperliche Störung durch medizinische Eingriffe wie Medikamente, Chirurgie oder andere körperliche Therapien zu korrigieren. 


Andererseits gibt es das biopsychosoziale Modell, was zunehmend als das umfassendere und effektivere Herangehen an die Behandlung und das Verständnis von Schmerz angesehen, da es eine breitere Palette von Einflussfaktoren wie psychologische und soziale Faktoren und damit verbundenen Behandlungsmöglichkeiten anerkennt. Aber auch da fehle teilweise das Verständnis, warum psychologische und soziale Faktoren eine große Rolle bei der Schmerzverarbeitung spielen, sowie wichtige neurobiologische Konzepte, die der Schmerzverarbeitung zu Grunde liegen.


Ohne das Gehirn gibt es keine Heilung


An dieser Stelle ist es wichtig, den Einfluss von psychologischem Stress auf die Schmerzverarbeitung zu verstehen. Neurobiologen wie Professor Robert Sapolsky haben in ihrer Forschung gezeigt, dass psychologischer Stress genauso real und physiologisch belastend sein kann wie physischer Stress. Stress erhöht die Ausschüttung von Cortisol, einem Hormon, das das Schmerzempfinden verstärken und die Heilung verzögern kann und verschiedenste Stressoren psychologischer und sozialer Art führen zu einer Ausschüttung von unterschiedlichen Glukokortikoidsigniaturen, die den Körper belasten können. 


Wenn wir ständig unter Stress stehen, kann unser Körper in einen dauerhaften Zustand der „Alarmbereitschaft“ übergehen. Diese ständige Aktivierung des sympathischen Nervensystems kann die Schmerzverarbeitung negativ beeinflussen und dazu führen, dass sich akute Schmerzen leichter zu chronischen Schmerzen entwickeln. Nicht nur das, chronischer Stress wird zunehmend als einer der signifikantesten Prädiktoren für verschiedene Krankheiten anerkannt. Langfristiger Stress beeinträchtigt das Neuro-Immun-Endokrinsystem, die alle miteinander vernetzt sind. Immunsystem, erhöht die Entzündungsreaktionen im Körper und kann zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen, darunter Herzkrankheiten, Diabetes, Depressionen und Angstzustände. Die ständige Belastung durch Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin führt zu einer Überforderung der körperlichen Systeme, was die Anfälligkeit für Krankheiten erhöht.


Welche Gehirnmechanismen unterliegen chronischen Schmerzen?



Das autonome Nervensystem wird nicht direkt von einer einzelnen Gehirnregion gesteuert, sondern von einem Netzwerk verschiedener Bereiche, die zusammenarbeiten, um unwillkürliche Prozesse wie Herzschlag, Atmung und Verdauung zu regulieren. Verschiedene Regionen im Gehirn spielen eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Schmerz. Dazu gehören der präfrontale Kortex, die Insula und der Thalamus. Diese Regionen sind verantwortlich für die Bewertung des Schmerzes und seine emotionale Komponente.


Besonders wichtig ist das limbische System, insbesondere die Amygdala, die eng mit unserer Bedrohungsreaktion verknüpft ist. Wenn das Gehirn eine Bedrohung erkennt – sei es physisch oder emotional – löst die Amygdala eine Alarmreaktion aus. In der Schmerzverarbeitung kann dies dazu führen, dass harmlose Reize als bedrohlich wahrgenommen werden, was zu einer verstärkten Schmerzempfindung führt.


Ein weiteres Konzept, das in diesem Zusammenhang wichtig ist, ist die zentrale Sensibilisierung. Hierbei wird das Nervensystem überempfindlich gegenüber Schmerzreizen, was dazu führt, dass Schmerzen intensiver und länger anhalten, als sie es normalerweise tun würden. Diese Überempfindlichkeit kann durch wiederholte Schmerzreize oder ständigen Stress ausgelöst werden.


Wie können wir nun diese komplexen Mechanismen der Schmerzverarbeitung durchbrechen?




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Referenzen


HIIT effects on BDNF: Fernández-Rodríguez et al., 2022


Effects of HIIT on Exercise Capacity & Health: Atakan et al., 2021


Predictive Processing Model of Pain: Kiverstein et al., 2022


Pain Reprocessing Therapy: Ashar et al., 2021


Emotional Expression & Pain: Yarns et al., 2022




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