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Verteidigungsmechanismen des Gehirns überwinden und Schmerzen lindern

Wurde dir jemals gesagt, dass du nicht behandelbar bist? Neuroplastisch heißt veränderbar…auch hin zum Guten! Unser Körper zu weit mehr fähig ist, als wir oft glauben.



Therapeutische Ansätze, die das Nervensystem mit einbeziehen


Ein interessanter Aspekt der Schmerzverarbeitung sind sogenannte NeuroTags – spezifische Bewegungsmuster, die im Gehirn als „bedrohlich“ abgespeichert sind. Diese Bewegungsmuster können Schmerz auslösen, selbst wenn keine tatsächliche Verletzung vorliegt. Es handelt sich um erlernte Assoziationen zwischen bestimmten Bewegungen und Schmerz, die oft in der Vergangenheit durch eine tatsächliche Verletzung entstanden sind.


Das Zusammenspiel von Erwartungen, Aufmerksamkeit und Erfahrungen


Wir bewegen uns also jetzt vom biopsychosozialen Modell des Schmerzes zum prädiktiven Verarbeitungsmodell des Schmerzes: Dieses Modell sieht Schmerz nicht nur als direkte Antwort auf sensorische Reize, sondern als ein komplexes Zusammenspiel von Erwartungen, Aufmerksamkeit und Erfahrungen. Das Gehirn nutzt vergangene Erfahrungen, um Vorhersagen über zukünftige Ereignisse zu machen und sensorische Informationen zu interpretieren. Wenn das Gehirn auf Basis dieser Vorhersagen zu dem Schluss kommt, dass potenzieller Schaden droht, erzeugt es das Gefühl von Schmerz. Dieser Prozess dient dazu, den Körper vor Verletzungen zu schützen oder auf mögliche Gefahren aufmerksam zu machen.

Das prädiktive Verarbeitungsmodell erklärt, warum Schmerzempfindungen auch ohne klare physische Ursachen auftreten können und wie psychologische Faktoren wie Angst und Stress die Schmerzwahrnehmung beeinflussen können. Es stellt damit einen Rahmen dar, der die multidimensionale Natur von Schmerz und seine Beeinflussbarkeit durch verschiedene biologische und psychologische Prozesse betont.


Stellen dir vor, du hättest dir beim Heben eines schweren Gegenstands den Rücken verletzt. In der Folge speichert dein Gehirn das Heben als bedrohliche Bewegung ab. Selbst wenn der Rücken längst geheilt ist, kann das Heben eines ähnlich schweren Gegenstands den gleichen Schmerz auslösen – nicht, weil der Rücken wieder verletzt ist, sondern weil das Gehirn die Bewegung mit Schmerz assoziiert hat.


Schmerzverarbeitungstherapie: das Gehirn neu trainieren, um Schmerzsignale anders zu interpretieren


Ein rein physiotherapeutischer Ansatz, der sich nur auf die körperliche Rehabilitation konzentriert, reicht oft nicht aus. Stattdessen müssen wir das Gehirn aktiv in den Heilungsprozess einbeziehen.


Eine vielversprechende Methode ist die Schmerzverarbeitungstherapie. Diese Therapieform zielt darauf ab, das Gehirn neu zu trainieren, um Schmerzsignale anders zu interpretieren. Durch gezielte Übungen und Techniken lernen Patienten, dass Schmerz nicht zwangsläufig eine Bedrohung bedeutet und dass bestimmte Bewegungen sicher sind.

Eine weitere wichtige Komponente in der Therapie ist der emotionale Ausdruck. Oft tragen wir ungelöste emotionale Konflikte oder Traumata in uns, die sich körperlich als Schmerz manifestieren. Indem wir lernen, diese Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten, können wir den Schmerz reduzieren.




Somatics


Hier kommt das Konzept der Somatics ins Spiel. Somatics bezieht sich auf eine ganzheitliche Wahrnehmung des eigenen Körpers, bei der die Interozeption – die Fähigkeit, innere körperliche Zustände wahrzunehmen – im Vordergrund steht.

Durch somatische Praktiken können wir unser Körperbewusstsein schärfen und lernen, auf die Signale unseres Körpers zu hören. Dies ist besonders bei chronischen Schmerzen hilfreich, da es uns ermöglicht, frühzeitig auf Warnsignale zu reagieren und den Schmerz besser zu managen. Somatische Übungen fördern die Achtsamkeit und helfen uns, eine gesunde Beziehung zu unserem Körper aufzubauen, was einen wichtigen Schritt in der Schmerzbewältigung darstellt.


Die Rolle von HIIT bei der Genesung von chronischen Schmerzen



HIIT kann ein wertvolles Werkzeug sein, um das autonome Nervensystem neu zu konditionieren und die zentrale Sensibilisierung zu reduzieren. Durch die intensive körperliche Belastung und die anschließenden Erholungsphasen hilft HIIT, das Gleichgewicht im Nervensystem wiederherzustellen. Dies kann dazu beitragen, die Schmerzempfindlichkeit zu verringern und die allgemeine körperliche und geistige Gesundheit zu verbessern.

Ein weiterer Vorteil von HIIT ist, dass es die mentale Stärke und das Selbstbewusstsein fördert – beides wichtige Faktoren, um chronische Schmerzen zu überwinden. Die körperliche Herausforderung und das Gefühl der Erschöpfung nach einem HIIT-Training können auch psychologisch befreiend wirken, indem sie uns zeigen, dass unser Körper zu weit mehr fähig ist, als wir oft glauben.



Hast du Fragen zum Thema Schmerz und möchtest mehr darüber erfahren, was du tun kannst? Kontaktiere uns:








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Referenzen


HIIT effects on BDNF: Fernández-Rodríguez et al., 2022


Effects of HIIT on Exercise Capacity & Health: Atakan et al., 2021


Predictive Processing Model of Pain: Kiverstein et al., 2022


Pain Reprocessing Therapy: Ashar et al., 2021


Emotional Expression & Pain: Yarns et al., 2022

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